Einführung
Die verdeckte Arbeitnehmerüberlassung ist ein komplexes und oft missverstandenes Thema. Sie tritt auf, wenn eine scheinbar als Werkvertrag oder Dienstvertrag gestaltete Vereinbarung tatsächlich eine Arbeitnehmerüberlassung darstellt.
Dieser Fachbeitrag soll Ihnen helfen, die Kriterien und typische Anzeichen einer verdeckten Arbeitnehmerüberlassung zu erkennen und bietet Ihnen eine praktische Checkliste zur Vermeidung rechtlicher Fallstricke.
Was ist verdeckte Arbeitnehmerüberlassung?
Verdeckte Arbeitnehmerüberlassung liegt vor, wenn eine formell als Werkvertrag oder Dienstvertrag bezeichnete Vereinbarung in Wirklichkeit die Merkmale einer Arbeitnehmerüberlassung aufweist.
Das bedeutet, dass die eingesetzte Person zwar offiziell zur Erfüllung eines Dienstvertrags oder Werkvertragsauftritt, tatsächlich aber die gleichen Pflichten und Weisungen erhält wie ein regulärer Arbeitnehmer des Kunden.
Wichtige Kriterien zur Unterscheidung
Weisungsrecht
Arbeitnehmerüberlassung: Weisungen zum „Wie es geht“ der Arbeit kommen vom Kunden.
Werkvertrag: Weisungen betreffen nur das „Was“, also das Endprodukt.
Eingliederung in den Betrieb
Arbeitnehmerüberlassung: Der überlassene Mitarbeiter arbeitet Hand in Hand mit der Stammbelegschaft des Kunden.
Werkvertrag: Der Auftragnehmer arbeitet getrennt und bringt sein eigenes Werkzeug und Wissen mit.
Materielle Ausstattung
Arbeitnehmerüberlassung: Der Kunde stellt Werkzeuge und Materialien.
Werkvertrag: Die eingesetzte Person bringt ihre eigenen Werkzeuge und Materialien mit.
Arbeitsanweisungen und Kontrolle
Arbeitnehmerüberlassung: Der Kunde gibt detaillierte Arbeitsanweisungen und überwacht die Arbeit intensiv.
Werkvertrag: Die eingesetzte Person entscheidet nach den Vorgaben ihres eigenen Arbeitgebers, wie sie die Arbeit ausführt.
Beispiel zur Veranschaulichung
Ein typisches Beispiel verdeutlicht den Unterschied: Ein Schreiner wird beauftragt, einen Schrank zu bauen. Wenn der Kunde lediglich Merkmale des Endprodukts wie die Größe und Farbe des Schranks vorgibt (Werkvertrag), handelt es sich um einen Werkvertrag.
Gibt der Kunde jedoch auch Anweisungen zur Arbeitszeit und Pausenregelung und stellt das Werkzeug, liegt eine verdeckte Arbeitnehmerüberlassung vor.
Checkliste zur Erkennung verdeckter Arbeitnehmerüberlassung
Die folgende Checkliste soll Ihnen dabei helfen, eine mögliche verdeckte Arbeitnehmerüberlassung zu erkennen:
- Weisungsrecht: Erhalten die eingesetzten Personen Weisungen vom Kunden, wie die Arbeit genau auszuführen ist?
- Eingliederung: Arbeiten die eingesetzten Personen gemeinsam mit der Stammbelegschaft des Auftraggebers?
- Werkzeug und Materialien: Werden Werkzeuge und Materialien vom Kunden zur Verfügung gestellt?
- Kontrolle und Überwachung: Überwacht der Kunde die Arbeit intensiv und gibt genaue Anweisungen zur Durchführung?
- Vorherige Tätigkeit: Haben die eingesetzten Personen vorher in gleicher oder ähnlicher Weise für den Auftraggeber gearbeitet?
- Anlernung: Müssen die eingesetzten Personen durch den Kunden angelernt werden?
Wenn Sie mehrere dieser Fragen mit „Ja“ beantworten, liegt wahrscheinlich eine verdeckte Arbeitnehmerüberlassung vor.
Sofern Sie sich unsicher sind, können Sie gerne ein Erstgespräch vereinbaren, um eine anwaltliche Einschätzung zu erhalten. Hier finden Sie unsere Kontaktdaten: fremdpersonal.info/kontakt
Rechtliche Folgen bei verdeckter Arbeitnehmerüberlassung
Die Folgen einer verdeckten Arbeitnehmerüberlassung können erheblich sein. Unternehmen riskieren Bußgelder und weitere rechtliche Konsequenzen, wenn sie gegen die Bestimmungen der Arbeitnehmerüberlassung verstoßen.
Es ist daher ratsam, Verträge sorgfältig zu prüfen und sich gegebenenfalls rechtlich beraten zu lassen.
Hier finden Sie eine Übersicht zu den Risiken und rechtlichen Folgen: Rechtsfolgen und Strafen bei verdeckter Arbeitnehmerüberlassung
Maßnahmen zur Vermeidung
Um verdeckte Arbeitnehmerüberlassung zu vermeiden, sollten Unternehmen proaktive Schritte unternehmen.
Ein erster Schritt besteht darin, alle Verträge gründlich zu prüfen und sicherzustellen, dass sie den tatsächlichen Arbeitsverhältnissen entsprechen. Dies umfasst die klare Abgrenzung von Werkverträgen und Arbeitnehmerüberlassungsverträgen.
Ein weiterer wichtiger Punkt ist die Schulung und Sensibilisierung der Mitarbeiter und Führungskräfte. Sie müssen die Unterschiede zwischen Werkverträgen und Arbeitnehmerüberlassung genau verstehen, um Fehler zu vermeiden.
Regelmäßige interne Audits und Überprüfungen der Arbeitsprozesse können helfen, verdeckte Arbeitnehmerüberlassung frühzeitig zu erkennen und zu korrigieren. Sprechen Sie uns bei Interesse an solchen Schulungen gerne über das Kontaktformular an.
Darüber hinaus sollten Unternehmen bei der Gestaltung von Verträgen und Arbeitsverhältnissen immer rechtliche Beratung in Anspruch nehmen, um auf der sicheren Seite zu bleiben.
Schließlich ist es ratsam, eine klare Dokumentation aller Arbeitsanweisungen und -prozesse zu führen, um bei möglichen Kontrollen durch die Behörden nachvollziehbar darlegen zu können, dass es sich nicht um eine verdeckte Arbeitnehmerüberlassung handelt.
Indem diese Maßnahmen konsequent umgesetzt werden, können Unternehmen das Risiko von Rechtsverstößen deutlich reduzieren und gleichzeitig eine faire und transparente Arbeitsumgebung schaffen.
Fazit
Verdeckte Arbeitnehmerüberlassung kann erhebliche rechtliche Konsequenzen haben. Indem Sie die oben genannten Kriterien und die Checkliste beachten, können Sie einschätzen, ob Ihre Verträge den rechtlichen Anforderungen entsprechen.
Kontaktieren Sie uns gerne bei weiteren Fragen oder vereinbaren Sie ein Erstgespräch mit unserem spezialisierten Anwalt für Arbeitnehmerüberlassung.
Hier finden Sie die Kontaktdaten: fremdpersonal.info/kontakt